Es bedurfte nicht weniger als der Tiefe und Poesie von Elisabeth Leonskaja, um die drei Abgründe musikalischen Denkens, die Beethovens letzte Sonaten darstellen, in einem einzigen Recital zu interpretieren. Eine Rekapitulation, ein "Abschied von der Sonate" nach Thomas Mann, aber auch eine einschüchternde Prophezeiung...
Es ist bekannt, dass Beethovens Spätphase einen wahren ästhetischen Mythos darstellt, der unter anderem von Theodor Adorno und Edward Saïd analysiert wurde. Der endgültig in Taubheit eingemauerte Komponist soll hier eine Sprache voller Spannungen, Widersprüche, Gewalttätigkeiten, aber auch ätherischer Dekantierungen entwickelt haben, die für seine Zeitgenossen unhörbar waren, aber fast hundert Jahre Musik ankündigten. Die letzten Streichquartette, die Diabelli-Variationen und die letzten Klaviersonaten bilden das Herzstück dieses einschüchternden "Spätstils", der manchmal chaotisch, manchmal strahlend, aber immer intensiv spekulativ ist. Die Sonate op. 109 (1820) beeindruckt durch ihre Dichte und das prächtige Finale mit Variationen, in dem das bewundernswerte Thema endlos pulverisiert und fragmentiert wird. Die Sonate op. 110 (1821) ist eine introspektive und formal sehr freie Sonate, die einen Kampf mit dem Schmerz darstellt und mit ihrer Fuge Beethovens meisterhaften Kampf mit dem Geist des Kontrapunkts bezeugt. Und die Sonate op. 111 (1821) mit ihren beiden wie von der Welt abgeschnittenen Sätzen und ihrer legendären "Arietta" taucht uns mit ihrer testamentarischen Tiefe in ein reines Universum aus Klang ein.
Art
- Musik
- Musik
- Klassische Musik
- Konzert
Datum
Dienstag, 21.05.2024 um 20 Uhr